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Buchtipp - Leseerfahrung

Das Handwerk des Schreibens - Von *Autoren lernen

 

"Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen - und wenn doch, dann hat er viel gelesen..."

 

Beim Lesen kannst Du viel über das Handwerk des Schreibens lernen, wenn Du Dir zwischendurch - oder auch am Schluss - folgende Fragen stellst:

Warum habe ich dieses Buch angefangen zu lesen?

Dies verrät Dir viel darüber, welche Themen Dich ansprechen, welches Dein Genre sein könnte.

 

In der Regel wählen wir ein Buch, weil uns der Titel anspricht.

 

Dann, weil das Cover viel versprechend wirkt. Hier sei verraten, dass dieses meistens vom Verlag ausgewählt wird. In der Regel unterstützt es die Story, manchmal auch nicht. Je nach Verlag oder Bekanntheitsgrad des Autors, darf er bei der Wahl mitreden.

 

Und natürlich der Klappentext, oder die Beschreibung auf der Rückseite. Thema & Genre.

 

Oder, weil ich bereits ein Buch dieses Autors gelesen habe und es toll fand. 

Hier könnte ein ähnlicher Schreibstil vorliegen, es findet Resonanz zwischen Deiner Schreibstimme und der des Autors statt. Der Schreibstil inspiriert Dich, fordert Deinen eigenen Stil heraus, verfeinert ihn.

Weil Dir das letzte Buch gefallen hat, der Autor es schaffte, Dich richtig in die Geschichte zu ziehen. Spannungsbogen, Handlungsverlauf, "Figurenzeichnung" führt dazu, dass Du Dich identifizieren kannst, die Atmosphäre im Buch spricht Dich an.

Erkennst Du, wie der Autor gewisse Dinge bloss andeutet oder, wie sie "zwischen den Zeilen" stehen?

 

Weil es "süffig" zu lesen ist, was zeigt, dass der Autor sein "Schreib-Handwerk" wirklich beherrscht.

 

Weil Dir jemand von dem Buch erzählt hat, es Dir empfohlen wurde, oder, weil Du es geschenkt bekommen hast.

 

 

Spätestens da folgt die Frage:

Warum habe ich das Buch fertig gelesen?

Wie ist es dem Autor gelungen, meine Neugier wach zu halten?

War das Buch spannend?

Hat es mich gar verführt, länger zu lesen, als ich eigentlich plante? 

War ich voll in der Geschichte drin?

Konnte ich mich mit dem Erzählten und / oder den Figuren identifizieren?

Wie wurden Figuren eingeführt und im Laufe der Geschichte „enthüllt“? Wie wird ihre Entwicklung, ihre Motivation und Absicht dargestellt?

Ist es glaubwürdig? 

Wie hat der Autor meine Aufmerksamkeit gelenkt, habe ich zum Beispiel vor allem die Entwicklung der Story verfolgt, oder waren mir die Figuren wichtiger? 

Die Antworten auf die obigen Fragen können Dir Aufschluss geben, wie der Autor das "Handwerk" anwandte. Wie er mit Andeutungen und Cliffhanger Deine Aufmerksamkeit behielt. Wie er über die Sprache, die Geschichte selbst und dadurch, wie er durch Handlungen und Alltag der Figuren das Geschehen vorantrieb, wie es ihm gelang Glaubwürdigkeit zu vermitteln und Lebensnähe zu den Figuren aufzubauen.

Es kann jedoch auch sein, das Du das Buch weglegst oder widerwillig zu Ende liest, warum?

Die Antworten auf diese Fragen sind sehr lehrreich für angehende Autoren, denn sie zeigen die "No Gos" und was beim literarischen Schreiben nicht funktioniert. 

 

Diese Analyse unterstützet Dich, solche "Fehler" selbst nicht zu machen und schult Dich, Dein eigens Werk bei der Überarbeitung distanzierter betrachten zu können.

Der rote Faden

Bei einem längeren Werk ist es wichtig, dass der rote Faden stringent erzählt wird - trotz Vorschau und Rückblende. Das alle Handlungsstränge stimmig aufgelöst werden und nur dort ein offenes Ende bleibt, wo es gewählt ist. 

 

Frage Dich, welches die drei Sätze sind, die das ganze Buch auf den Punkt bringen. 

 

Zum Beispiel Pretty Women in drei Sätzen:

Junge, attraktive Prostituierte lernt reichen, charmanten Mann kennen.

Er bezahlt sie, damit sie die Zeit mit ihm verbringt.

Sie verlieben sich ineinander und werden nach Irrungen wirklich in Paar. 

Klar, das wirkt sehr trocken und wird dem Film nicht gerecht, doch im Endeffekt ist das der Inhalt der ganzen Story auf drei Sätze reduziert. Du kannst diese Methode bei jeder Geschichte anwenden, um Dir über den roten Faden, den Handlungsstrang und Aufbau der Geschichte klar zu werden. 

 

Eine weitere Spielerei ist, die Kapitel in drei Sätze zu packen. Was ist wirklich wichtig und was erzählt der Autor, aus anderen Gründen? 


*Autor

Der einfacheren Lesbarkeit wegen wende ich die männliche Schreibweise an und meine damit natürlich auch immer die Autorin, die Verlegerin, die Leserin etc., die Frau in Dir und mir. 


Viel Spass beim Entdecken, wie andere Autoren das "Handwerk des Schreibens" anwenden und beherrschen... oder eben manchmal auch nicht  ;-)

 

Hast Du Fragen, oder selbst ein Buch, dessen Schreibhandwerk dich fasziniert?

Ich freue mich auf Deinen Input: impu@bluewin.ch

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