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Vollmundiger Rotwein vs Champagner

Darf man Bücher mit alkoholischen Getränken vergleichen? 


Vermutlich nicht, doch ich wage es dennoch...

 

Vollmundig rubinroter Wein 

Von Khaled Hosseini

 

"Der Traumsammler" - zufällig gelesen aus Buchmangel - führt uns einmal um die ganze Welt und ist zwischendurch dank der Erzählkunst des Autors so wunderschön wie ein Märchen – womit Hosseini die Geschichte auch einleitet – tief, berührend und dennoch leicht und „süffig“. 

 

Geschrieben nach allen Regeln der Schreibkunst, erzählt Hosseini die Geschichte eines Geschwisterpaares, das früh getrennt wird.

Die Schicksale der Menschen, denen sie begegnen, verflochten mit den Zeit Geschehnissen, die wirken.

 

Die Schreibtechniken sind so wunderbar leise genutzt, verflochten und von Bildern und Metaphern geleitet, dass sie dem Fassbaren entgleiten. Sozusagen ein Meister seiner Zunft. Tragische Momente werden wertefrei erzählt, Wendungen erstaunen und führen in die Vielschichtigkeit der jeweiligen Figuren.

 

Auszug aus dem Buch:

 

Wer sollte ich sein, Mama, denkt Pari. Welche Rolle hast du mir zugedacht, als ich in deinem Bauch heranwuchs - falls ich überhaupt darin war? Sollte ich das Loch in deinem Herzen stopfen? Ein Same der Hoffnung sein? Ein Ticket für deine Reise aus der Finsternis? Wenn ja, dann habe ich deine Erwartungen nicht erfüllt. Bei weitem nicht. Ich habe deinen Schmerz nicht gelindert, sondern war nur ein weiterer Irrtum, eine zusätzliche Last, und das hast du bestimmt früh bemerkt. Das war dir sicher bewusst. Aber was hättest du tun sollen? Du konntest mich schliesslich nicht einfach beim Pfandleiher versetzen.

 

 

 

 

 

 

Fazit

Ein gut erzähltes Buch – egal wie dick es ist ;-) – kann und will nicht weg gelegt werden.

 

Zitat

"Hosseinis reifster und emotional packendster Roman. Ein Geschichtenerzähler alter Schule" (The New York Times).

 

ISBN 978-3-10-032910-3 

S. Fischer Verlag (2013)

 

Übrigens, vielleicht auch bekannt als Autor von: „Drachenläufer“ und „Tausend strahlende Sonnen“.

 

 

 

Frech prickelnder Champagner

                     Von Sophie Divry         

 

Im Vergleich eine Empfehlung: „Als der Teufel aus dem Badezimmer kam“. Dieses Buch bricht mit allen Regeln der Schreibkunst. Vereint „No Gos“, die nicht gehen und dennoch genau dadurch grossartig funktionieren. Da gibt es zum Beispiel zwei Mal seitenweise gelungene frech-witzige Aufzählungen – wer sie wirklich liest, stösst plötzlich auf den Satz: ‚Überspringen Sie ruhig ein paar Seiten’ – die mich zum Lachen brachten. 

 

Vermutlich ist dieses Buch aus der eigenen Not, ein „Sozialfall“ zu sein, entstanden und handelt denn auch unter anderem von den kleinen und grossen Ärgernissen, die diese Situation mit sich bringt. 

 

Unter Anderem sprechen Figuren frech zwischendurch mit der Autorin, fordern bestimmte Szenen und weigern sich ansonsten so zu sein, wie sie über sie schreibt. 

 

 

Auch Folgendes geht theoretisch gar nicht: ‚Ein Musikstück lehrt uns nichts Neues, aber es ist wie...’. Doch es geht im Text von Sophie Divry sogar sehr gut, genau so wie die Sprachbilder, die in verspielte Typografie gesetzt sind. 

 

Fazit

 Wer sich der Regelbrüche bewusst ist, kann virtuos und faszinierend damit spielen. Divry ist zur Zeit gross gefragt und wird unter anderem an der Frankfurter Buchmesse vertreten sein.

 

Zitat

‚Aus den misslichen Abenteuern einer jungen arbeitslosen Schriftstellerin zaubert Sophie Divry eine sprachmächtige, verspielte und zugleich hinreissend bissige Gesellschaftskritik – „eine echte literarische Entdeckung“ (Lire).

 

ISBN 978-3-550-08136-1 (2017)

Ullstein Verlag



 

     

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